Aus Botswana berichtet Adrian Breda
Botswana sieht nur von oben aus, wie man sich als Europäer Afrika vorstellt. Nachdem das Flugzeug in der Hauptstadt Gaborone gelandet ist, zeigt sich schnell ein anderes Bild.
Freundlich, zügig und überraschend akribisch prüfen die Beamten den Reisepass – wer bereits in Afrika gereist ist, weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist.
Weiter geht es mit Taxifahrern, die einen fairen Festpreis aufrufen. Während der Fahrt in die Stadt säumen US-amerikanische Fastfood-Ketten die perfekt ausgebauten Straßen, auf denen die botswanische Oberschicht in ihren europäischen Cabrios cruist.
Und nicht nur das: Botswana ist Afrikas älteste und vermutlich erfolgreichste Demokratie. Das Land ist der am wenigsten korrupte Staat auf dem Kontinent, sorgt für eine vergleichsweise gute Bildung und hat ein kostenloses Gesundheitssystem. Was läuft hier gut, was in anderen Ländern in Subsahara-Afrika nicht funktioniert?
Um den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolg Botswanas zu erklären, muss man zurückgehen, zum 30. September 1966, Mitternacht: Die Nation Botswana wird geboren. Endlich unabhängig von Großbritannien. Erstmals wird die neue Flagge gehisst. Sie besteht aus fünf waagerechten Streifen – blau, weiß, schwarz, weiß, blau. Blau steht für Himmel und Wasser, Weiß und Schwarz für verschiedenen Hautfarben, die in Botswana friedlich zusammenleben sollen. Das Ziel: Gleichberechtigung und Wohlstand.
Damals ist das nicht mehr als eine Hoffnung. Heute ist es wahr. Und das, obwohl das Land denkbar ungünstige Ausgangsbedingungen hatte, als es unabhängig wurde.
Es gibt keinen Zugang zum Meer, was den Handel erschwerte. Dazu kommt, dass es überhaupt nur wenig gab, was man exportieren konnte. Weniger als ein Prozent der Landesfläche eignet sich zum Ackerbau. Die Wirtschaft lag damals am Boden, die Bevölkerung hungerte.
Außerdem war der Staat Botswana im Wesentlichen eine Erfindung der britischen Kolonialisten gewesen und setzte sich aus einer Vielzahl von Königreichen zusammen. Kulturell war deren Bevölkerung zwar nicht so verschieden wie in anderen frisch gegründeten Staaten Afrikas, das Potenzial für Auseinandersetzungen war dennoch gegeben. Denn in der jungen Nation wurden schnell Diamanten gefunden – von denen alle profitieren wollten.
Kurzum: Es sah nicht gut aus für Botswana.
Ganz anders heute, gerade im Vergleich zur eigenen Vergangenheit und der Gegenwart vieler Nachbarstaaten. Der somalische Geografie-Professor Abdi Ismail Samatar bezeichnet Botswana deshalb sogar als “afrikanisches Wunder”. Vor allem aus diesen Gründen:
- Im weltweiten “Corruption Perception Index” von Transparency International belegt Botswana den 34. Platz und schneidet damit besser ab als Polen, Spanien und Italien.
- 1966 gab es in Botswana sechs weiterführende Schulen, die von drei Prozent der Kinder besucht wurden. Landesweit verfügten 30 Personen über einen Hochschulabschluss. 2014 besuchten fast 90 Prozent der Kinder eine Schule. Bildung ist für die allermeisten gratis, von der ersten Klasse bis zur Promotion. Die Ausgaben für Schulen und Universitäten belaufen sich aktuell auf 29 Prozent der Regierungsausgaben – der mit Abstand größte Anteil.
- Das Gesundheitssystem ist für die Bevölkerung ebenfalls gratis. Laut Unicef ist für 84 Prozent der Bevölkerung der nächste Gesundheitsposten weniger als fünf Kilometer entfernt – eine enorme Leistung für ein Land, das größer ist als Frankreich und weniger Einwohner hat als Berlin.
- Im “Demokratieindex” der britischen Zeitschrift “The Economist” belegt Botswana den 28. Platz – vor Frankreich, Belgien und Italien. Berücksichtigt werden Wahlprozesse, die Funktionsweise der Regierung, politische Teilhabe, die politische Kultur und Bürgerrechte.
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/botswana-ist-afrikas-erfolgsgeschichte-was-das-land-richtig-macht-a-1301761.html